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Informationsquellen über antike Handelsperlen

Die Angaben über Perlenherkunft, -alter und -verwendungszweck (in welcher Region wurden welche Perlen gegen welche Produkte eingetauscht?) sind im Allgemeinen relativ gut belegt, nämlich über die datierten Musterkarten der europäischen Perlengrossisten und der Perlenmanufakturen, über datierte Perlenexponate in diversen Museen und das im Londoner "Museum of Mankind" ausgestellte "Venetian Beads Book". Und dennoch stößt man auf Widersprüche in der Fachliteratur, was die Zuordnung bestimmter Perlen betrifft. Insbesondere Produktionen aus Holland und Deutschland werden mal dem einen, mal dem anderen Land zugeschrieben ("Dutch donuts", "Moon beads", "Dogon beads"). Oder ein anderes Beispiel: Die Herstellung der "Schwarzen Rattlesnake" wird Amsterdam zugeschrieben (diverse Perlenbücher), wohingegen sowohl die Gelbe als auch die Schwarze "Rattlesnake" auf Musterkarten als venezianische Perlen ausgewiesen sind. Möglicherweise stimmt wohl beides, denn es ist durchaus vorstellbar, dass in den besagten Ländern diese Perlen zur gleichen Zeit produziert wurden, z. B. unter Anleitung venezianischer Glasbläser auf Wanderschaft.

Größere Schwierigkeiten können auch die Perlennamen bereiten. Zum einen wegen der abweichenden Übersetzungen zwischen den Sprachen Englisch (amerikanische Quellen, englische Musterkarten), Französisch (westafrikanische Märkte) und Deutsch (deutschsprachige Internetseiten, vorliegender Text). Zum anderen weil die (amerikanische) Namensgebung oft recht willkürlich erfolgte und es bislang keine verbindliche, standardisierte Nomenklatur gibt.

Etliche dieser erfundenen Perlennamen sind daher ohne jede nachvollziehbare Ableitung und ohne historischen Beleg (z. B. "Ambassadeur"-Perlen) oder stellen historisch völlig falsche Bezüge her ("Lewis and Clark Beads"). Und manchmal sind die Perlennamen schlicht irreführend: die "Russisch Blaue" kommt keineswegs aus Russland, sondern wurde eindeutig in Böhmen produziert - u. a. für den russischen Pelzhandel in Sibirien. Die Perle "Dutch Delft" ist zweifelsfrei Venedig zuzuordnen; die (bewusst falsche) Bezeichnung trifft aber genau die Beschreibung dieser Perle: sie erinnert an blau bemaltes, weißes Porzellan aus Delft.

Auch wenn die Perlennamen nicht verbindlich geregelt sind, so haben sich doch viele Bezeichnungen (gerade im englischen) eingebürgert und definieren unter Sammlern eine bestimmte Perle ziemlich eindeutig.

Wir haben uns beim Zusammentragen der Hintergrundinformationen zu antiken Handelsperlen mehrheitlich auf die u. g. Quellen (Fachliteratur und Internetseiten) und insbesondere auf amerikanische Texte gestützt, weil diese im Vergleich zu anderen Quellen einen umfassenderen Überblick bieten und am einfachsten zugänglich sind. Ergänzt wurden diese Informationen durch Besuche in Museen, Sonderausstellungen und Glasmanufakturen in Murano.

Unsere Sammlung von Hintergrundinformationen zu antiken Handelsperlen ist keine wissenschaftliche Abhandlung und hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Alle Angaben wurden nach bestem Wissen und Gewissen gemacht; dennoch übernehmen wir für die Richtigkeit der Angaben trotz sorgfältiger Prüfung keine Gewähr.

   
   
Einige Literaturhinweise:  
Beckwith, C.; Fisher, A.: Afrika: Kulte, Feste, Rituale; Band I + II
(Bucher)
Carlo, Giacomo de; 2012: Perle di Vetro Veneziane / Venetian Glass Beads (L'Artegrafica);
Delarozière, Marie-F.; 1994: Perles d'Afrique (Edisud)
Dubin, Lois Sherr; 1987: The history of beads (Times Mirror)
Fischer, Rudolf; 1991: Gold, Salz und Sklaven (Edition Piscator)
Fisher, Angela; 1984: Afrika im Schmuck (Dumont)
Garrard, Timothy; 1989: Afrikanisches Gold (Prestel)
Krings, Thomas; 1982: Kulturreiseführer Sahel (Dumont)
Moretti, E.; 1998: Perle di vetro dal 1911 (ALCA)
Museo Correr, 2010: L'avventura del vetro dal Rinascimento al
Novecento tra Venezia e mondi lontani (Skira)
Katalog zur Sonderausstellung in Venedig
11/12/2010-25/04/2011
Panini, Augusto, 2008: Middle Eastern and Venetian Glass Beads
Eighth to Twentieth Centuries (Skira)
Picard, J. and R.; 1993: Beads from the west african trade
Volumes III to VII (Picard African Imports)
Sarpellon, G.; 2003: Venetian Beads, Mosaic Glass and Murrine
(Palazzo Rota)
   
   
Ausgewählte Perlengrossisten mit Musterkatalogen
J. F. Sick & Co., Deutscher Grossist mit Hamburger Zentrale, später Wechsel nach Amsterdam; der gedruckte (!) Sick-Katalog von 1921 (Original Musterkarten im Royal Museum of Central Africa in Tervuren, Belgien) bildet auf 49 Seiten praktisch alle im Handel gebräuchlichen Perlen ab; er ist einer der ersten Farbdruckkataloge überhaupt

Moses Lewin Levin, Londoner Grossist (1830 bis 1913): Musterkarten vor 1900, mit aufgenähten Perlen; im Museum of Mankind in London

Stanley: Musterkarten vor 1900 mit aufgenähten Perlen im Royal Museum of Central Africa in Tervuren, Belgien

Francis Greil: Musterkarten vor 1900 mit aufgenähten Perlen

    
   
Ausgewählte Internetseiten  
www.africadirect.com www.beadcollector.net
www.africantradebeads.com www.picardbeads.com
www.thebeadsite.com
 
   
Ausgewählte Museen  
Museum of Mankind in London Pitt River Museum in Oxford
Royal Museum of Central Africa in Tervuren, Belgien Picard Trade Bead Museum in Kalifornien
Tropical Royal Institute in Amsterdam Deutsches Edelsteinmuseum, Idar Oberstein
 
 
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